Baikalsee und Baikalisches Naturgebiet

Stätte der Weltnaturerbe

Mit der Verabschiedung des Übereinkommens zum Schutz des natürlichen und kulturellen Erbes der Welt begann die Organisation der Vereinten Nationen (die Abteilung für Bildung, Wissenschaft und Kultur) im Jahre 1972 eine Liste des UNESCO-Welterbes zusammenzustellen. Das Dokument enthält die bedeutendsten Objekte der Natur, Geschichte und Kultur, die die globalen Werte der natürlichen Ressourcen besitzen und eine sorgfältige Haltung und Erhältlichkeit für Nachkommen erfordern.

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Um ins Verzeichnis aufgenommen zu sein, müssen sie mindestens einer der vier Anforderungen entsprechen:

• Das Objekt ist ein Vorbild, das die wichtigsten Stadien der Erdgeschichte und bemerkenswerte geologische Prozesse erläutert;

• Das Objekt ist ein Exklusivvertreter, der die wichtigsten ökologischen und biologischen Prozesse der Evolution und Entwicklung von Ökosystemen und Lebensgemeinschaften illustrieren soll;

• Das Objekt umfasst die herausragenden Naturphänomene oder Gebiete von außergewöhnlicher natürlicher Schönheit und ästhetischem Wert;

• Das Objekt umfasst die wichtigsten und bedeutendsten natürlichen Lebensräume für die Erhaltung der Biodiversität sowie der Arten von außergewöhnlichem universellem Wert in Bezug auf Wissenschaft oder Naturschutz. In diesem Sinne ist der Baikalsee einzigartig, er entspricht allen Kriterien des Übereinkommens. Unter den Tausenden von natürlichen Objekten der Welterbeliste nur ein paar Dutzend erfüllen diese vier Anforderungen.

Am 5. Dezember 1996 auf Beschluss der 20. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in der mexikanischen Stadt Merida wurde der Baikalsee zusammen mit dem Ufergebiet in der Gesamtfläche von etwa 8,8 Millionen Hektar in die Liste des UNESCO-Naturerbes aufgenommen.

Die Gesamtfläche der Weltnaturerbe-Stätte "Baikalsee" beträgt 88 Tausend Quadratkilometer, von denen 31,5 Tausend km2 die Oberfläche des Sees umfasst und 19 Tausend km2 nehmen 3 Schutzgebiete (Baikalo-Lensk, Baikal, Barguzinsky) und 3 Nationalparks (Pribaikalsky, Transbaikal und teilweise Tunkinsky) ein.

Aus den Weltnaturerbe-Stätten sind 5 verstädterte industrialisierte Territorien gestrichen: Baikalsk, Sljudjanka, Kultuk, Babushkin und Severobaikalsk.

Im Beschluss des UNESCO-Welterbeausschusses heißt es: "Der Baikalsee ist ein klassisches Beispiel einer Weltnaturerbe-Stätte, das allen vier Naturkriterien entspricht. Der See befindet sich im zentralen Teil der Stätte. Die Merkmale des Sees, die meisten von denen sich unter Wasser befinden, sind der wichtigste Wert für Wissenschaft und Schutz. Der See ist von Berg-Taiga-Landschaften und besonders geschützten Naturgebieten umgerahmt, die größtenteils im natürlichen Zustand erhalten sind und einen zusätzlichen Wert darstellen.

Der Baikalsee ist ein limnologisches Wunder und ein Territorium mit folgenden hervorragenden Eigenschaften:

Das geologische Kluftsystem, das den Baikalsee hervorbrachte, entstand im Mesozoikum. Der Baikalsee ist der älteste und tiefste See der Welt. Verschiedene tektonische Kräfte sind noch aktiv, wofür die Austritte thermischer Strömungen aus den Tiefen des Sees sprechen.

Die Entwicklung der Wasserorganismen, die während dieser langen Zeit stattfand, führte zur Bildung einer außergewöhnlich endemischen Fauna und Flora. Der Baikalsee ist "die Galapagos Inseln Russlands", sowie stellt einen außergewöhnliche Wert für das Studium der Evolution dar.

Die malerische Landschaft ringsum das Baikalbecken mit Gebirgsketten, Nadelwäldern, Tundra, Seen, Inseln und Steppen bietet eine außergewöhnlich schöne Umgebung des Baikalsees. Baikal ist das größte Süßwasserreservoir der Erde (zwanzig Prozent der weltweiten Süßwasserreserven), was ihn als einzigartiges Phänomen kennzeichnet.

Der Baikalsee ist einer der artenreichsten Seen der Erde. 1340 Tierarten (darunter 745 sind endemisch) und 570 Pflanzenarten (darunter 150 endemische) sind hier heimisch. In den Wäldern rund um den See wachsen 10 Pflanzenarten, die in das Rote Buch der Internationalen Union für Naturschutz eingetragen sind. Der Gesamtbestand typischer borealer Arten ist auch vorgestellt."

Neben der Erfüllung eines der vier Kriterien des Übereinkommens notwendig ist der Wunsch des Landes, in dem sich diese Stätte befindet, sie zu schützen und zu erhalten.

Seitens der Leitung vom Welterbeausschuss wurden die folgenden Anforderungen an die Regierung der Russischen Föderation erhoben:

1. Die endgültige Verabschiedung des Gesetzes über Baikalsee durch die Staatsduma zu gewährleisten;

2. Das Baikal Zellstoff- und Papierkombinat so umstellen, das es keine Verschmutzungsquelle sein kann;

3. Die Ableitung der Verunreinigungsstoffe nach Selenga soll reduziert werden;

4. Die zusätzlichen Mittel für die Versorgung der Reservate und Nationalparks sind zu zuweisen;

5. Die Unterstützung für die wissenschaftliche Forschung und Überwachung am Baikalsee ist sicherzustellen und zu verstärken.

Die Liste der von der Russischen Föderation zu verwirklichenden und schon verwirklichten Umweltschutzmassnahmen, damit man die UNESCO-Forderungen für Erteilung des Weltnaturerbestatus erfüllt:

1. Das Föderativgesetz für Baikalsee-Schutz № 94-Ф3 ist vom 1. Mai 1999 angenommen worden;

2. Die Gesetzgebung ist für Baikalsee-Schutz folgenderweise amendiert worden:

— Wasserschutzzone- und Fischschutzzonegrenzen des Baikalsees sind von der Regierung der Russischen Föderation zu bestimmen;

— Staatsstatistik von den auf Umwelt des Baikal-Naturgebiets negativ einwirkenden Objekten ist einzuführen;

— Keine neuen Wirtschaftsanlagen sind im Baikal-Naturgebiet zu errichten, keine bestehenden Wirtschaftsanlagen sind ohne positiven Staatsumweltbescheid für ihre Projektunterlagen zu rekonstruieren, keine Produktions- und Siedlungsabfälle der Gefahrklasse 1-3 sind in der Zentralumweltschutzzone dieses Naturgebietes zu legen.

— Die von den geschützten Wäldern besetzten Grundstücke können bei Schaffung der besonders geschützten Naturgebiete in die Klasse der besonders geschützten Territorien und Objekte versetzt werden;

— Die russischen Wasser- und Städtebaugesetzbücher sowie die Föderativgesetze „Für Umweltexpertise“ und „Für Fischerei und Wasserbioressourcenaufbewahren“ sind den Änderungen gemäß angegeben, die ins Föderativgesetz „Für Baikalsee-Schutz“ vorgenommen wurden.

Weitere Information über die Umweltschutzmassnahmen regelnden Normrechtsakte kann man im Abschnitt „Gesetze“ finden.

3. Im Jahre 2008 nach der Rosprirodnadzor-Forderung hörte das Zellstoff- und Papierkombinat Baikal mit Produktion des gebleichten Zellstoffes auf und begann, minderrentablen ungebleichten Zellstoff durch das Verfahren des geschlossenen Wasserkreislaufes herzustellen, was sogar gereinigten Abflüssen in den Baikalsee völlig vorbeugt. Die Kombinatarbeiten wurden am 25. Dezember 2013 eingestellt. Am 28. Dezember 2013 hat der russische Ministerpräsident eine Verordnung für Schaffung des Ausstellungszentrums „Naturschutzgebiete in Russland“ auf dem Platz des früheren Kombinats unterzeichnet.

4. Das Zellstoff- und Papierkombinat Selenga hat seit 1. August 1990 mit Abflüssen seiner Industrieabwässer in die Selenga aufgehört.

5. In Jahren 2008-2010 wurde eine Internationale Wissenschaftliche Expedition „Miry auf dem Baikalsee“ veranstaltet, wobei 160 Eintauchungen mit Tiefenapparaten „Mir-1“ und „Mir-2“ durchgeführt wurden. Nachdem die Internationale Konferenz „Der Baikalsee ist ein Weltschatz“ in dem UNESCO-Hauptquartier stattgefunden hatte, nahm Untersuchungsintensivität und -qualität für Baikal-Ökosystemschutz zu; bemerkte man Wichtigkeit der Internationalen Expedition „Miry auf dem Baikalsee“, deren Untersuchungen von Wissenschaftlern aus 12 Staaten der Welt durchgeführt wurden. Außerdem beachtet man einen wesentlichen Beitrag dieser Expedition zur Entwicklung von Welt- und russischen Grundlagenwissenschaften (Geologie, Geographie, Limnologie, Geochemie, Geophysik, Biologie und so weiter). Ein großer bei der Expedition bekommener Datenbestand ermöglicht, Vorstellungen über Baikalsee-Entstehung sowie über seine Naturprozesse bedeutend zu erweitern.

6. Staatsfinanzierung für Schutz des Baikalsees und des Baikalsee-Naturgebietes wird durch das von der russischen Regierungsverordnung №847 vom 21. August 2012 bestätigte Föderativzielprogramm „Baikalsee-Schutz sowie Sozial- und Wirtschaftsentwicklung des Baikalsee-Naturgebietes für Jahre 2012-2020“ durchgeführt („Verwirklichung des Föderativzielprogramms“).


Bei der Vorbereitung des Materials wurden die Quellen verwendet:

Baikalkunde: Lernhilfe/ N.S. Berkin, A.A. Makarow, O.T. Rusinek. – Irkutsk: Verlag der Irkutsker Staatlichen Universität, 2009

Sergei Wolkow. Am Baikalsee – Мoskau, Verlag “AST”, 2010. – 568 Seiten.